Das BIOSWING Posturomed® ist mittlerweile ein Klassiker in der sensomotorischen Therapie. Seit Mitte der 1990er Jahre überzeugt es tausende von Therapeuten in der täglich therapeutischen Arbeit. Das BIOSWING Posturomed® ist von Anfang an so perfekt, das es sich in den vielen Jahren kaum geändert, lediglich leicht angepasst hat. Es entwickelt sich jedoch stetig in Form seiner Zusatzmodule und der therapeutischen Inhalte weiter, die das Anwendungsspektrum deutlich erweitern.
In diesem Blogbeitrag nähern wir uns dem BIOSWING Posturomed® an und stellen Ihnen die Basics zu diesem Geräteklassiker dar.
Das BIOSWING Posturomed® ist das sensomotorische Präventions-, Therapie- und Befundgerät mit einer gedämpft pendelnd instabilen Fläche. Diese Fläche ist an einem Schwingwerk aufgehängt, das dosiert gedämpfte Ausweichbewegungen mit unterschiedlich einstellbaren Schwingamplituden und Schwingfrequenzen ermöglicht. Dies gewährleistet eine optimale Anpassung des Schwierigkeitsgrades an die neuromuskulären Fähig- und Fertigkeiten Ihrer Patienten.
Das BIOSWING Posturomed® erscheint 1995 als erstes und bislang einziges gedämpft instabil pendelndes sensomotorisches Therapiegerät auf dem Markt und zielt von Anfang an auf die therapeutische Anwendung. Seine Entwicklung beginnt bereits Ende der 1980er Jahre in einer engen Zusammenarbeit des Firmengründers Eduard Haider mit praktisch und wissenschaftlich tätigen Physiotherapeuten und Fachärzten aus den Bereichen der Orthopädie, Neurologie, Geriatrie sowie der physikalischen und rehabilitativen Medizin.
In der sensomotorischen Therapie mit instabil pendelnden Flächen sind qualitativ und quantitativ einstellbare und gedämpfte Ausweichbewegungen für die individuelle Anwendung unerlässlich!
Die Posturomed-Modelle
Das Posturomed® gibt es in zwei Modellvarianten, die sich im Wesentlichen durch ihre Größe und damit durch ihr Einsatzgebiet unterscheiden:
Das BIOSWING Posturomed® 202
Das Posturomed® 202 ist mit einer Therapiefläche von 60 x 60 cm für den stationären Einsatz konzipiert. Es verfügt über ein dreiseitiges Haltegeländer mit Transportrollen, Riegelverlängerungen und einem Interventionszug mit 12 Anschraubösen. Das Posturomed® 202 ist ein Medizinprodukt der Klasse I.
Das BIOSWING Posturomed® compact
Das Posturomed® compact ist mit einer T herapiefläche von 40 x 40 cm für den mobilen Einsatz konzipiert. Es verfügt über ein einseitiges Klapphaltegeländer mit großen Transportrollen und einem Tragegriff. Das Posturomed® compact ist ein Medizinprodukt der Klasse I.
Funktions- und Wirkungsweise des BIOSWING Posturomed®
Die Aufgabe Ihres Patienten ist es, je nach Indikation und therapeutischer Zielstellung, die pendelnd gelagerte Posturomed®-Fläche entweder möglichst rasch zu beruhigen bzw. ruhig zu halten oder gezielt in Schwingung zu versetzen und in rhythmischer Schwingung zu halten. Das daraus entstehende physikalische Wirkungsprinzip besteht darin, dass durch die Bewegungen auf der Therapiefläche zyklisch angeregte, kontrolliert gedämpfte Schwingungen in einem Frequenzbereich von 1,0 bis 4,2 Hz (Posturomed® 202) bzw. 2,0 bis 6,0 Hz (Posturomed® compact) entstehen. Dadurch wird das neuromuskuläre System gezwungen, sich den Schwingfrequenzen anzupassen.
Der neurophysiologische Effekt zeigt sich daran, dass durch die erhöhten Afferenzen in einer geschlossenen Bewegungskette efferente Impulse in dosierter Reizdichte auf die Muskulatur ausgelöst werden, die zu einer Stimulation der synergistischen Muskelaktivierung („Koaktivierung“) führen.
Ein gesundes und damit leistungsfähiges neuromuskuläre System ist in der Lage, die schwingende Instabilität der Therapiefläche rasch zu beruhigen bzw. aufrecht zu erhalten und dabei die (unbewusste) Kontrolle über den Körper zu halten. Dieser Effekt ist für jegliche Stabilitätsanforderungen an das Bewegungssystem bei der vertikalen Ausrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft von entscheidender Bedeutung. Durch die voreingestellte Schwingamplitude der Posturomed®-Fläche als auch durch die motorischen oder kognitiven Zusatzaufgaben
für Ihren Patienten kann so die Sensitivität der motorischen Kybernetik gezielt optimiert werden.
Regelmäßiges Üben auf dem BIOSWING Posturomed® trainiert das neuromuskuläre System in dem Sinne, dass eine zunehmende Übungsanforderung bei einer stabilen Haltung koordiniert werden kann. Es kommt zu einer
Optimierung des posturalen Systems (dynamische Haltungsstabilisierung) und schließlich zur Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit.
Durch die korrekte Anwendung des BIOSWING Posturomed® kann es aufgrund des quantitativ und qualitativ erhöhten afferenten Input zu einer besseren zentralmotorischen Steuerung kommen.
Eigenschaften des BIOSWING Posturomed®
Das BIOSWING Posturomed® zeichnet sich durch ein progressiv gedämpftes Schwingverhalten aus. Dies wird durch die an einem Schwingwerk in zwei Schwingkreisen frei hängende Therapiefläche ermöglicht. Herzstück
des Schwingwerkes bilden spezielle Dämpfungsmäntel, welche die tragenden Stahlseelen umhüllen und dynamisch lagern.
Dieses progressiv gedämpfte Schwingverhalten ist in der neuroorthopädischen Therapie wichtig, um einen dosierten afferenten Input ohne sensorische Informationsüberflutung zu gewährleisten. Progressiv gedämpftes Schwingverhalten bedeutet, dass mit zunehmender Auslenkung der Therapiefläche die Dämpfung und damit der Auslenkungswiderstand zunimmt.
Das BIOSWING Posturomed® kann prinzipiell durch zwei physikalische Eigenschaften in seiner Wirkungsweise beeinflusst werden:
1. Durch die Veränderung der Schwingamplitude und damit einhergehend der Schwingfrequenz mittels Verriegelung oder Freigabe des zweiten Schwingkreises.
2. Durch externe Bewegungsimpulse („Provokationen“) auf die Therapiefläche.
Veränderungen der Schwingamplitude und Schwingfrequenz
Die Schwingamplitude und damit einhergehend die Schwingfrequenz, in der das Bioswing Posturomed® ausgelenkt wird, ist abhängig von der Verriegelung bzw. Freigabe des zweiten Schwingkreises durch den Therapeuten. Grundsätzlich können drei Schwingamplituden an jedem BIOSWING Posturomed® eingestellt werden:
In der ersten und damit kleinsten Schwingamplitude sind beide Riegel geschlossen, womit der zweite Schwingkreis blockiert ist. In der zweiten Schwingamplitude ist ein Riegel geöffnet während in der dritten und damit größten Schwingamplitude beide Riegel geöffnet und damit beide Schwingkreise freigegeben sind. Je größer die Schwingamplitude der Therapiefläche, desto größer die mögliche Amplitude des Center of Pressure (COP) und desto anspruchsvoller die Stabilisation des Körpers in der jeweiligen Unterstützungsfläche.
Je größer die Schwingamplitude, desto anspruchsvoller die Übung! Wichtig für die Therapie ist der progressive Widerstandsverlauf in der Auslenkung der Therapiefläche.
Externe Bewegungsimpulse (Provokationen)
Bewegungsimpulse auf die Therapiefläche entstehen zum einen durch den auf der Therapiefläche Übenden selbst (proaktives Training). Je größer die Bewegungsamplituden bzw. Körperschwankungen sind, desto stärker sind die Bewegungsimpulse auf die Therapiefläche und desto stärker lenkt diese aus. Der Übende muss seine eigenen Bewegungsimpulse abfangen um die Fläche zu beruhigen und seinen Körper zu stabilisieren. Wir sprechen hier von einer Feedforward-Steuerung bzw. prozessorientiert von einem Feedforward-Training, da der Übende durch seine eigenen, in motorischen Programmen geplanten Bewegungen die Fläche ausgelenkt hat und mit der Bewegungsplanung im Vorfeld bereits ausgleichende, d.h. körperstabilisierende (posturale) Programme ausgearbeitet hat. Diese werden durch das instabile Lager der Therapiefläche zu einer höheren Leistung stimuliert, sind aber bereits im Vorfeld (Feedforward) angelegt und werden durch die ständige Reafferenz zentralmotorisch bestätigt oder korrigiert.
Anders sieht dies bei externen Impulsen auf die Therapiefläche aus (reaktives Training). Solche externen (überraschenden) Provokationen müssen von der zentralmotorischen Steuerung beantwortet werden, ohne dass im Vorfeld ein gezielter Bewegungsplan ausgearbeitet werden konnte. Hier sprechen wir von einer Feedback-
Steuerung bzw. prozessorientiert von einem Feedback-Training. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ein Feedback-Training auf dem BIOSWING Posturomed® durchzuführen:
Zum einen unter Zuhilfenahme des Interventionszuges (vgl. Abb. 1). Mit diesem können Sie nicht nur die Therapiefläche manuell für Ihren Patienten beruhigen, sondern Sie können durch Zug- oder Loslassimpulse Provokationen in verschiedene Richtungen auch mit Rotationskomponenten auf die Therapiefläche ausüben.
Des Weiteren steht Ihnen mit dem Provokationsmodul eine Anbindung für das BIOSWING Posturomed® zur Verfügung, um externe Provokationen in drei standardisierten Auslenkungsstufen von 10, 20 und 30 mm zu ermöglichen. Gerade im Rahmen der Objektivierung der Feedback-Steuerung mit dem Messsystem MicroSwing® sind diese standardisierten Impulse unerlässlich.
Je größer und schneller der externe Bewegungsimpuls, desto anspruchsvoller die Übung!
Allgemeine Hinweise zur Übungsdurchführung
Beim BIOSWING Posturomed® handelt es sich um ein instabil pendelndes, sensomotorisches Präventions- und Therapiegerät. Dies lässt eine große Übungsvielfalt für zahlreiche medizinische Indikationen zu. Es bestehen viele Möglichkeiten, das Anforderungsniveau zu ändern. Entscheidend dabei ist, dass Sie die Indikationen und Kontraindikationen (s.u.) bei Ihren Patienten beachten. Der zielgerichtete und erfolgsversprechende therapeutische Einsatz des BIOSWING Posturomed® ist nur auf der Basis Ihrer Übungskreativität gepaart mit Ihren fachlichen Fertigkeiten möglich.
- Verwenden Sie das BIOSWING Posturomed® nur bei ausreichend Platzangebot in Ihrer therapeutischen Einrichtung!
- Ihre Patienten sollten sich in einem ausgeruhten, belastungsstabilen Zustand befinden!
- Ihre Patienten sollten stets ohne Schuhe üben!
- Schulen Sie vor der erstmaligen Anwendung zunächst die bestmögliche allgemeine Körperhaltung Ihrer Patienten!
- Beachten Sie die Kontraindikationen für die Arbeit mit dem BIOSWING Posturomed®!
- Wählen Sie das Anforderungsniveau so aus, dass Ihr Patient gefordert aber nicht überfordert wird!
Cave in der Arbeit mit dem BIOSWING Posturomed®!
- Unklare Schmerzen
- Entzündungen
- Akute Verletzungen
- Unklare Symptomatik (v.a. vegetativ / neurologisch)
- Defekt des Vestibularapparates
- Polyneuropathien
Kontraindikationen für die Anwendung des BIOSWING Posturomed®!
- Entzündungen der tragenden Gelenke und ihrer Weichteilstrukturen
- Schmerzen in den beanspruchten Körperregionen
- Spastizität der primär beanspruchten Muskulatur
- Schwere Funktionspathologien des neuro-muskulären Systems
- Mangelnde Vorbereitung des Patienten
Abbruchkriterien in der Arbeit mit dem BIOSWING Posturomed®!
- Aufkommende Schmerzen
- Ausweichbewegungen / falsche Bewegungsmuster (z.B. zunehmende Flexions- und Innenrotationsmuster)
- Die Therapiefläche kann nicht mehr kontrolliert werden
- Verkrampfungen der Muskulatur
- sonstige Ermüdungszeichen
Bei einem sensomotorischen Therapiegerät wie dem BIOSWING Posturomed® ist Ihre fachliche Kompetenz und therapeutische Aufmerksamkeit besonders gefordert!
Improve Your Life! Ihr BIOSWING-Team
Hallo,
hat Ihnen dieser Beitrag zum Posturomed gefallen und konnten Ihre offenen Fragen zum Produkt geklärt werden? Im Rahmen unseres BIOSWING®-Blogs können wir Ihnen einiges erläutern, mit Sicherheit jedoch nicht alles. Vor allem, wenn es um konkrete Übungen bei bestimmten Krankheitsbildern geht, benötigen wir den direkten Dialog.
Und genau dafür stehe ich Ihnen zur Verfügung!
Wenn Sie und Ihre Kollegen oder Mitarbeiter mehr zum Thema der sensomotorischen Therapie im Allgemeinen und er Anwendung des BIOWING Posturomed® samt seiner Zusatzmodule im Speziellen wissen wollen, so können wir gerne in Ihren Räumlichkeiten eine Inhouseschulung abhalten.
Sprechen Sie mich einfach darauf an und lassen Sie uns gemeinsam eine Weiterbildungsveranstaltung planen.
So erreichen Sie mich:
+49 (0) 177 8112791
co@bioswing.de
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ihr Christof Otte, Bewegungswissenschaftliche Leitung