Vom Head-Mover zum Eye-Mover


Menschen sind von Natur aus „Head-Mover“. Als Kleinkinder verfolgen wir Objekte vor allem mit Kopfbewegungen. Mit der visuellen Entwicklung werden diese Bewegungen durch präzise Augenfolgebewegungen ersetzt. Besonders in der Schulzeit verändert sich das Blickverhalten: Die Fixierung auf Bücher, Hefte und Tafeln führt dazu, dass wir zu „Eye-Movern“ werden. Dies zeigt den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Visuomotorik, eine Entwicklung, die durch moderne Bildschirmarbeitsplätze weiter verstärkt wird. Bildschirme erfordern nur minimale Augenbewegungen bei gleichzeitig statischer Kopfhaltung. Diese einseitige Belastung wird häufig mit Nackenbeschwerden und Spannungskopfschmerzen in Verbindung gebracht. Die Nackenmuskulatur wird lediglich statisch belastet, was zu einer Erhöhung der Muskelspannung und damit zu muskulären Schmerzen und Kopfschmerzen führen kann.

Sportlich aktive Menschen tendieren dazu, eher „Head-Mover“ zu bleiben. Dies verdeutlicht die Bedeutung körperlicher Aktivität, insbesondere in der Natur, für Menschen, die viel Zeit an Bildschirmen verbringen.

Wirbelsäulenmotorik und Augenmotorik sind verknüpft

Die motorische Steuerung von Augen und Wirbelsäule ist funktionell eng miteinander verbunden. Gemeinsam mit dem Gleichgewichtssystem spielen sie eine wesentliche Rolle im System zur Regulierung der Körperhaltung. Langanhaltende, monotone Tätigkeiten an Bildschirmarbeitsplätzen können zu Funktionsstörungen dieser motorischen Systeme führen.

Visuelle Informationen (Blickziele) und die Blickachse sind entscheidend für die räumliche Körperorientierung. Die Netzhaut des Auges spielt eine wichtige Rolle bei der dynamischen Haltungssteuerung, da hier das visuelle Raumorientierungssystem ansetzt. Hinzu kommen die Spannungsinformationen der äußeren Augenmuskeln.

Die Informationen aus den Rezeptoren des Bewegungsapparats (insbesondere der Wirbelsäulenmuskulatur), dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und den Augen werden auf der Ebene des Hirnstamms zusammengeführt. Die äußeren Augenmuskeln und die tiefen äußeren Muskeln der Wirbelsäule werden synchron angesteuert, ebenso wie die inneren Augenmuskeln und die inneren tiefen Muskeln der Wirbelsäule. Dadurch wird ein gleichartiges Bewegungsmuster erzeugt, wenn die Augen die Bewegungsrichtung vorgeben. Auf diese Weise können Augenbewegungen die nicht willentlich aktivierbare Wirbelsäulenmuskulatur beeinflussen. Wird die Bewegung jedoch durch eine Kopfdrehung initiiert, kehrt sich dieses Verhältnis um: Dreht sich der Kopf nach rechts, bewegen sich die Augen nach links, um das Blickziel zu fixieren. Dies hilft den Augen, trotz Kopfbewegungen einen festen Punkt im Raum zu halten.

Negative Auswirkungen am Arbeitsplatz

Eine Spannungsstörung der äußeren Augenmuskeln, zum Beispiel durch eine dauerhafte Blickausrichtung auf einen Monitor, kann zu einer fehlerhaften Körperhaltung und damit zu wiederkehrenden, schmerzhaften Funktionsstörungen der Wirbelsäule führen.

Funktionsstörungen der Augenmuskulatur können durch zentrale Aktivitätsstörungen des Nervensystems entstehen, die auf Fehlinformationen der Wirbelsäulenmuskeln zurückzuführen sind. Solche Fehlinformationen treten häufig bei Bewegungsmangel auf, wie er durch sitzende Tätigkeiten oder einseitige Haltungen verursacht wird. Motorische Störungen der äußeren Augenmuskulatur können also sowohl Ursache als auch Folge sein.

Schwächen bei der Konvergenz und Fusion der Augen (d. h. die Unfähigkeit, die Bilder beider Augen zur Deckung zu bringen) sowie eine Vergrößerung des blinden Flecks, die zu Einschränkungen des Sichtfelds führt, können ebenfalls die Folge sein. Häufig bessern sich diese Symptome nach der Korrektur von Funktionsstörungen der Wirbelsäule, insbesondere im Bereich der Halswirbelsäule.

Praktische Tipps für Büroarbeiter

Visuelle Informationen spielen eine zentrale Rolle bei der Orientierung im Raum, und die Motorik von Augen und Wirbelsäule ist eng miteinander verknüpft. Störungen in einem dieser Systeme können Auswirkungen auf das andere haben. Bildschirmarbeit fördert eine starre Kopfhaltung und isolierte Augenbewegungen, was unserem natürlichen Verhalten als „Head-Mover“ widerspricht. Daher empfehlen wir für Bildschirmarbeiter folgende Verhaltensweisen:

  • Regelmäßig die Fixierung auf den Bildschirm unterbrechen und den Blick in die Ferne schweifen lassen.
  • Mindestens alle zehn Minuten den Kopf im schmerzfreien Bereich nach links und rechts drehen sowie nach oben und unten schauen, um die Nackenmuskulatur zu aktivieren.
  • Zwischen stehender und dynamischer Sitzhaltung wechseln (Steh-Sitz-Dynamik), um den Informationsfluss zu erhöhen.
  • Dynamische Sitzmöbel mit vielen Bewegungsmöglichkeiten nutzen – die beste Körperhaltung ist immer die nächste.
  • Das Arbeitsumfeld nicht zu eng gestalten, um Kopfbewegungen zu fördern. Vorlagenhalter zwischen Tastatur und Bildschirm sind kritisch zu betrachten, da sie die Fixierung im Blickfeld unterstützen.
  • Eine körperlich aktive Freizeitgestaltung, idealerweise in der Natur. Sport im Freien bietet den Vorteil weiter Blickfelder, während Fitnessstudios oft wieder auf Monitore fokussieren.
  • Bei Beschwerden frühzeitig einen Therapeuten aufsuchen, um motorische Funktionsstörungen zu beheben und präventive Maßnahmen zu ergreifen.